Gleich vorneweg: ich HASSE Campen! Seit ich als 17jährige mit meinem damaligen Freund und seiner Familie auf einem Campingplatz Urlaub gemacht habe – die Eltern im Wohnmobil, mein Freund und ich im Zelt…es war eng, es hat geregnet, alles war klamm, überall war Sand, von den Sanitäranlagen ganz zu schweigen. Damals habe ich mir geschworen, dass ich NIE, NIE wieder Campen gehen werde!
Nachdem wir aber in den letzten Jahren immer wieder kleine „Abenteuer“ unternommen haben und selbst von einem Mini-Hausboot ohne warmes Wasser und feste Toilette völlig begeistert waren (den Beitrag findet ihr hier), dachte ich, es wäre an der Zeit, dieser Form des Reisens nochmal eine Chance zu geben…wenn auch in etwas veränderter Form.
GLAMPING – ein Kofferwort für Glamorous Camping – ist spätestens in den letzten Jahren ein Trend, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut: du schläfst zwar immer noch mitten in der Natur auf einem Campingplatz, hast jedoch im Vergleich zum normalen Zelt eine etwas glamourösere Unterkunft mit richtigen Betten statt Luftmatratze und meistens einem kleinen Bad statt mitten in der Nacht im Dunkeln über den Zeltplatz zu stolpern auf der Suche nach den gemeinschaftlichen Waschräumen.
Vor sage und schreibe zwei Jahren bekam der ❤︎-Mann zum Geburtstag von mir ein Glamping-Wochenende in Holland geschenkt und nachdem wir es zweimal wegen Corona verschieben mußten, war es über das lange Christi Himmelfahrt Wochenende endlich soweit.

Mittwoch Nachmittag ging es nach der Schule los Richtung Holland zum Campingplatz Huttopia de Roos in Beerze.
Der erste Eindruck: WOW, Campingplätze sind nicht mehr das was sie früher mal waren (zum Glück!!!) und Campingplätze in Holland sind definitiv NICHT zu vergleichen mit deutschen Campingplätzen (ebenfalls zum Glück!!!).
Ein wunderschöner Platz in toller Natur, alles sehr gepflegt, tolle Gemeinschaftseinrichtungen und – typisch holländisch – unaufgeregt stylisch. Es gibt eine Bar mit überraschend fairen Preisen, einen Pizza-Food Truck, einen kleinen Supermarkt wo es jeden Morgen frische Brötchen gibt und ein Gemeinschaftszelt mit Beamer, in dem wir abends Fußball gucken.

Unsere Unterkunft – das Zelt Trappeur – ist ein großes, mit Holzbalken festinstalliertes Zelt mit Platz für bis zu 5 Personen. Es gibt zwei abgetrennte Schlafbereiche – einer mit Doppelbett für uns Eltern und einer mit Hochbett für die Kids, ein kleines Badezimmer mit Dusche und WC, ein kleiner Küchenbereich mit Spüle, Kühlschrank und Arbeitsfläche, einen Tisch mit Stühlen und draußen einem fahrbaren Koch-Grillbereich und zwei Camping-Liegen…ach, einen kleinen Kamin gibt es auch, der uns in den nächsten Tagen noch treue Dienste erweisen soll.
Das Zelt ist wirklich toll, wir sind mitten in der Natur und haben dennoch den Komfort bequemer Betten und einem kleinen Bad…allerdings haben wir ein bißchen Pech mit dem Wetter: war es doch die Woche vor unserer Reise noch sommerlich warm, haben wir jetzt tagsüber um die 15°C und nachts um die regnerischen 8°C. Die hartgesottenen Camper auf dem Platz scheint das nicht zu stören: hier werden munter kurze Hose getragen, es wird trotz Wind im Fluß geschwommen, auf SUP gepaddelt und wir ernten skeptische Blicke für unsere 2 Lagen Jacken mit dickem Winterschal. Wer also wie wir nicht so ´abgehärtet´ ist, dem empfehle ich dringend genug warme Klamotten einzupacken :o) (Nachts ist es übrigens in den vorhandenen Decken gar nicht kalt – dicht aneinandergekuschelt lauschen wir nachts den aufs Zelt prasselnden Regentropfen und schlafen tief und fest.)



4 Tage und Nächte sind wir nun hier auf dem Campingplatz und genießen das „Nichtstun“. Die Kinder lernen schnell neue Freunde kennen, spielen Fußball, erkunden die zahlreichen Spielplätze, leihen sich Fahrräder aus und freuen sich über die neu gewonnene Freiheit.



Was natürlich auf gar keinen Fall fehlen darf sind Taschenmesser…stundenlang sitzen die Kinder mit gesammelten Stöcken vor dem Zelt und schnitzen, während wir Zeit haben, in Ruhe zu lesen. Wir gehen viel spazieren, versuchen unser Angelglück (zum Glück haben wir Pech) und erkunden das nah gelegene Örtchen Ommen (hier gibt es größere Supermärkte, kleine Lädchen und Restaurants, wenn man keine Lust hat, selber zu kochen).







Unser Fazit: Die Auszeit in der Natur hat uns richtig gut getan und wir haben eine neue Reiseart dazugewonnen (beim nächsten Mal nehme ich aber definitiv noch dickere Kleidung mit und einen kleinen Heizlüfter…Strom gibt es ja im Zelt 😉 Das Kochen auf dem Gasherd ging einwandfrei und überhaupt haben wir wieder mal festgestellt, mit wie wenig wir erstaunlich gut zurecht kommen (getreu unserem Motto: „Collect moment not things!“).




Für alle, die jetzt auch Lust auf ein paar Tage Glamping bekommen haben und es sich schön machen wollen, hier ein paar Dinge, die bei mir nicht fehlen durften:
- Lichterkette, Wimpel-Girlande und wer mag Luftballons oder Lampions (damit sieht euer Zelt gleich supergemütlich und besonders aus)
- Kerzen und Feuerzeug/Streichhölzer
- Tischdecken & Blumen (muß ja nicht alles spartanisch aussehen :o)
- Zusätzliche Decken für draußen
- Mückenspray, Zeckenschutz und 1. Hilfe Set
- Badehandtücher, SUP oder aufblasbares Schlauchboot (falls es warm genug ist)
- Bücher, Spiele, Bälle, Schnitzmesser, (Kinder-)Angelzubehör…
- Heizlüfter (beim nächsten Mal definitiv dabei)
- Spülschwamm, Abtrockentücher, Müllbeutel, Öl/Essig, Gewürze (muss sonst alles in Groß vor Ort gekauft werden)
- Bialetti (oder anderer kleiner Espresso-Kocher für den Gasherd)
Ganz viel Spaß wünsche ich euch…und wenn ihr noch andere tolle Glamping/Camping-Plätze empfehlen könnt, dann lasst es mich gerne wissen.
Eure Nine