Merhaba! Roadtrip mit Kindern durch Marokko

Ihr wollt WOHIN fliegen? MIT den Kindern? Ihr wisst schon, dass da vor kurzem 2 Touristinnen ermordert worden sind? Also ICH finde das ja viel zu gefährlich! Ihr wollt auch noch einen Roadtrip machen? Ihr habt aber schon einen Fahrer? Nicht euer Ernst, dass ihr euch traut alleine durch das Land zu fahren?

So oder so ähnlich waren die Reaktionen auf unsere Urlaubsdestination diesen Frühling: MAROKKO…nach Marrakech will ich schon eine gefühlte Ewigkeit – aber wenn ich mich schon in den Flieger setze und das Mittelmeer überquere, dann möchte ich doch bitte auch Land und Leute kennenlernen.

Ich gebe zu, der ♥-Mann war anfänglich nicht wirklich begeistert – aber was soll ich sagen: wenn ich etwas wirklich will, dann kann ich SEHR überzeugend sein :o) Jedoch haben wir den Kompromiss geschlossen, die Route vorher durchzuplanen und Mietwagen sowie unsere Unterkünfte vorab von Deutschland aus zu buchen.

Insgesamt waren wir 12 Tage in Marokko (während unserer Osterferien im April) – bevor ich auf einzelne Highlights eingehe, gebe ich euch einfach mal einen kurzen Überblick über unseren Reiseverlauf:

  • Tag 1 & 2: Marrakech
  • Tag 3: Tages-Ausflug ins Atlas-Gebirge
  • Tag 4: Ait Benhaddou
  • Tag 5: Zagora
  • Tag 6: Sahara
  • Tag 7: Zagora
  • Tag 8: Ourzazate
  • Tag 9 bis 12: Marrakech

 

Roadtrip Tag 1 und 2 – Marrakech

Nachdem wir mit Ryan Air von Köln/Bonn per Direktflug nach Marrakech geflogen sind, geht es mit dem Taxi in unser Riad. Unser Riad Dar Al Walidine liegt nur etwa 100 Meter außerhalb der berühmten Medina, so dass wir auch mit den Kids ganz entspannt per Fuß in die Altstadt gehen können. Natürlich sind wir am allersten Tag doch etwas geschockt ob der „Lebensumstände“, die wir aus Europa nicht gewohnt sind. Da wir vorher noch nie in ärmeren Ländern unterwegs waren, müssen wir (mit wir meine ich ehrlich gesagt eher uns Erwachsenen) die Eindrücke erstmal sacken lassen und verbringen den ersten Tag in unserem kleinen Hotel – eine Oase der Ruhe, mit tollem Pool, der ein oder anderen Hängematte zum Relaxen und wirklich hervorragendem landestypischen Essen.

Am zweiten Tag trauen wir uns nun ganz hinein in das wilde Treiben der Gassen, lassen uns mittreiben und verzaubern, sind das ein oder andere Mal auch geschockt und entsetzt. Wir stellen aber schnell fest, dass hier das Leben ein ganzes Anderes ist und die Menschen ganz andere „Probleme“ haben, als sich über Müllentsorgung und westeuropäische Hygiene-Standards den Kopf zu zerbrechen.

So verlieren wir uns also in den verwinkelten Gassen der Altstadt, saugen alle neuen Impressionen auf und trauen unseren Augen kaum, als wir die Souks erreichen: Gewürze, Teppiche, Körbe in allen erdenklichen Größen, Tiere aller Art,  Lederschuhe und natürlich auch gefälschte Markenwaren (um die wir aus Prinzip allerdings einen großen Bogen machen)… Es kommt wie es kommen muß: schon beim ersten Besuch der Souks lasse ich mich dazu verleiten, zwei süße Körbe für die Kinderzimmer und zwei bestickte Sonnenhüte zu erwerben (ohne natürlich angemessen zu verhandeln) und lasse mir für viel zu viel Geld ein Hennatattoo aufschwatzen…

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Der ♥-Mann kann verständlicherweise gar nicht verstehen, warum ich mir vor der Rundreise bereits Zeugs kaufe, was wir den Rest des Urlaubs mit uns herumschleppen müssen und im Nachhinein betrachtet muß ich im Absolut Recht geben. Mal abgesehen davon, dass die Menschen hier direkt merken, ob du zum ersten Mal da und somit ein leichtes „Opfer“ bist, muß ich auch sagen, dass Marrakech recht überteuert ist (diese Erkenntnis erlangt man allerdings nur, wenn man quer durchs Land reist und einen Einblick in das alltägliche Leben und die hier gängige Preisstruktur erhält).

Natürlich laufen wir bei unserem Ausflug auch gleich in die erste Insta-Restaurant-Falle: Das  Café des Epices ist auf Instagram total gehyped, gibt es doch so schön bestickte Sonnenhüte, die sich auf Fotos noch viel schöner machen. Wir können den Hype nicht verstehen, klar man sitzt hier wirklich nett, aber das Essen ist so unspektakulär und so geschmackslos, dass ich mal wieder feststelle: ich muß nicht jeden Insta-Hype mitmachen #selbsterkenntnisistdererstewegzurbesserung

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Obwohl wir erst April haben, sind es 33°C und den Nachmittag verbringen wir am Pool. Erst abends, als die Temperaturen wieder erträglicher werden, stürzen wir uns erneut in die Gassen der Altstadt. Wir wollen unbedingt zum sagenumwobenen Platz Djemaa el Fna, von dem wir bisher nur tolles gelesen haben – so soll er doch der Platz der Gaukler und Märchenerzähler sein und jeden in seinen magischen Bann ziehen.

Als wir dort ankommen, finden wir einiges, jedoch keine Magie…wir finden dreißig gleiche Stände, die frischen Obstsaft anbieten, wir finden Menschen, die Affen an einer Kette um den Hals hinter sich herziehen – mal mit Kleidchen, mal mit Fußballtrikot bekleidet (die Affen wohlgemerkt, nicht die Menschen), damit irgendwelche dämlichen und scheinbar minderbemittelten Touristen sich mit den armen Affen fotografieren lassen. Wir finden einen Adler, dem sie die Flügel abgeschnitten haben, damit er nicht wegfliegen kann – auch ein ach so schönes Fotomotiv für bescheuerte Touristen…wir sind entsetzt. Das einzige magisch Anmutende sind die Schlangenbeschwörer, die mitten im Trubel ihre Musik machen und von Schlangen umringt sind. Nichtsdestotrotz essen wir auf dem Markt an einem der Essensstände mit Einheimischen zu Abend und bezahlen dafür wirklich wenig (Stand 42, Chez Ahmed – absolut zu empfehlen!).

Roadtrip Tag 3 – Ausflug nach Imlil ins Atlasgebirge

Direkt morgens fahren wir mit dem Taxi ins Atlasgebirge nach Imlil. Dort haben wir eine kleine Trekkingtour gebucht – für die Kinder gibt es Esel und mit unserem Guide Mohamed wandern wir vorbei an blühenden Bäumen, über keine Brücken, vorbei an einem Wasserfall immer höher den Berg hinauf bis in sein Heimatdorf.

Die Lebensbedingungen sind erschreckend und Mohamed gibt uns bereitwillig Auskunft zu all unseren Fragen: Wie leben die Menschen hier? (in flachen selbstgebauten Hütten) Wo kaufen sie ein? (Supermärkte gibt es nicht. Einmal die Woche findet im größten Ort der Gegend ein Markt statt und dort wird eingekauft – der Rest wird selbst angebaut und untereinander getauscht). Wie bewegen sie sich fort? (zu Fuß oder mit dem Esel, kaum jemand besitzt ein Auto).

Wir erfahren jedoch aus, dass es mittlerweile einige Kooperativen zur Selbsthilfe gibt, da die Menschen hier fast alle in Armut leben. Wir lernen, dass landestypische Produkte besser in Kooperativen gekauft werden sollen, da diese wirklich zur Unterstützung der Landbevölkerung dienen. Dass wir am frühen Abend nicht nur mit tollen Erinnerungen an die wunderschöne Landschaft und die freundlichen Menschen sondern auch mit einem Teppich und drei Poufs zurück nach Marrakech fahren, versteht sich jawohl fast von selbst :o)

Roadtrip Tag 4 – Ait Ben Haddou

Endlich geht er los, der richtige Roadtrip…und natürlich nicht mit einem Fahrer, auf eigene Faust wollen wir los und unabhängig das Land erkunden. Unser Etappenziel an diesem Tag: Ait Ben Haddou. Eigentlich sind es nur 183 km, aber die Straßen sind in einem dermaßen schlechten Zustand und dermaßen kurvig (wir fahren erneut über das Atlas-Gebirge), dass wir für die Strecke fast 4 Stunden brauchen.

Wir staunen, grübeln und sind fasziniert von unserem ersten Eindruck des Landes abseits Marrakechs. Überall sind die Menschen mit Eseln unterwegs oder fahren per Anhalter (das ist hier absolut üblich und auch wir nehmen auf unserer Reise immer mal wieder Menschen mit, die per Anhalter unterwegs sind…so ergeben sich wirklich schöne Momente des Kennenlernens – heute nehmen wir z.B. einen kleinen Jungen auf dem Nachhauseweg von der Schule mit…er sitzt fast 15 Minuten mit uns im Auto, ich will gar nicht wissen, wie lange er normalerweise zu Fuß unterwegs ist).

Durch Zufall finden wir ein supersüßes, kleines Restaurant am Rande der Straße irgendwo im Nirgendwo um uns für die Weiterfahrt zu stärken. Als wir endlich in unserem Hotel Dar Mouna ankommen, springen die Kids erstmal in den Pool – wir haben extra für die Kinder immer Unterkünfte mit Pool gebucht, damit auch sie zwischendurch auf ihre Kosten kommen.

Das malerische Ait Ben Haddou ist ein befestigtes Lehm-Dorf, ein sogenanntes Ksar, am Rand des Hohen Atlas. Ait BenHaddou ist seit 1987 UNESCO-Weltkulturerbe und war Drehort für mehrere bekannte Filme und Serien, darunter Lawrence von Arabien, Gladiator und Game of Thornes. Bevor wir jedoch die Ksar besichtigen können, zieht am Nachmittag ein Sandsturm auf – wir trauen uns zuerst mutig nach draußen, müssen jedoch erkennen, dass wir die Augen kaum offen halten können – von daher verbringen wir den Abend in unserem Zimmer und gehen früh schlafen.

Roadtrip Tag 5 – Zagora

Umso wundervoller ist es am nächsten Morgen aufzuwachen und den Blick über den Fluss und die alte Ksar schweifen zu lassen – das ist Afrika.

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Nach dem Frühstück klettern wir über das fast ausgetrocknete Flussbett, um die Kasbah zu besichtigen. Was von der gegenüberliegenden Flußseite so romantisch anzusehen war, entpuppt sich aus der Nähe als totale Touristen-Attraktion. Busse voll mit asiatischen Touristen überschwemmen regelrecht die alten Mauern – Gladiator und Games of Thrones sei dank (wir müssen an dieser Stelle gestehen, dass wir die Serie nicht mal gesehen haben). Wir ergreifen fluchtartig Reiß-Aus und machen uns weiter auf Richtung Sahara. Heutiges Etappenziel: Zagora (190 km – knapp 3 Stunden Fahrt).

Die Landschaft wird immer trockener und die Hautfarbe der Menschen immer dunkler. Auch heute nehmen wir einen Anhalter mit – einen jungen Berber, der uns zum Dank auf einen Minztee einlädt. Wie es der Zufall will, betreibt seine Familie ein kleines Teppich-Geschäft (eine Kooperative für geschiedene und verwitwete Frauen) – wir sind über eine Stunde dort und bekommen eine richtige Einweisung in die Teppichkunst (bekommen Unterschiede in Material, Farbe und Herstellungsweise erklärt und es ist wirklich spannend). Dass wir auch hier nachher einen neuen Teppich im Kofferraum verstauen brauche ich ja fast schon nicht mehr erwähnen.

Unser Hotel Riad Lamane in Zagora ist ein absoluter Traum, der Garten ist wunderschön und während die Kids den Pool und die Gärten erkunden, genießen wir die Ruhe und nutzen die Zeit zum Chillen und Lesen.

Roadtrip Tag 6 & 7 – Sahara

Bis Mittags liegen wir am Pool, bevor wir uns auf den Weg Richtung Sahara aufmachen. Wir können es kaum erwarten, die Wüste in Natura zu sehen.

Da wir jedoch nicht im Hotel zu Mittag gegessen haben, halten wir in einem kleinen Dorf an. Scheinbar halten hier normalerweise keine Touristen an, denn wir sind die Attraktion schlechthin. Wir werden beobachtet, es wird getuschelt und wir fühlen uns zunächst etwas verunsichert ob der ganzen Aufmerksamkeit. Wir nehmen in einem kleinen Restaurant (na ja, zumindest steht Restaurant auf einem Schild) an der Straße Platz und werden direkt superfreundlich vom Besitzer bedient und gefragt, was wir denn zu Essen wünschen. Kaum ist die Bestellung aufgenommen, schwingt er sich auf seinen Roller und verschwindet, um die Zutaten für die Gerichte einzukaufen.

Dementsprechend dauert es auch alles SEHR lange, bis wir dann auch wirklich etwas zu Essen bekommen, dafür sind die Gerichte wirklich superfrisch und schmecken köstlich…das Lustigste ist, dass jeder Dorfbewohner irgendetwas anderes ins Restaurant bringt, der eine bringt Brot und ein anderer Servietten. Wer auf dem Weg in die Sahara dort auch mal anhalten möchte, dem hänge ich hier ein Foto des Ladens an :o) Gleich gegenüber ist ein Mini-Kiosk bei dem die Kinder sich als Nachtisch ein Eis gekauft haben – für 1 Dirham (das sind umgerechnet 10 Cent!!!! In Marakesch haben wir für ein Eis 3 € gezahlt!!!).

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Nach dem Essen geht es für uns weiter Richtung Wüste und wir erleben ein richtiges Abenteuer. Wie es jedoch weitergeht, erzähle ich euch gerne beim nächsten Mal (Spannungskurve und so..ihr versteht!).

Bis dahin wünsche ich euch alles Liebe, eure Nine ♥

 

 


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